„Larifari“ 2017

„Larifari“ 2017

Am 23. Juni 2018 durfte eine Delegation des Kleinen Spiels nach Penzberg reisen, um dort den „Larifari“, den Preis des Verbands Bayerischer Amateurtheater e.V., für die Inszenierung von „Zusammenstoß“ (nach Kurt Schwitters, Premiere im April 2017) entgegenzunehmen.

Urkunde "Larifari 2017"

Urkunde „Larifari 2017“

Der seit 2012 im Zweijahresrhythmus vergebene Bayerische Amateurtheaterpreis wurde in diesem Jahr erstmals auch in der Kategorie „Figurentheater“ vergeben. Entscheidend für die Auswahl der Preisträger durch die jeweiligen Jurys ist u.a., dass die Preisträger mit ihrer künstlerischen Arbeit exemplarisch das Amateurtheater repräsentieren. Im Vordergrund der Vergabe steht die künstlerische Arbeit eines Ensembles, die repräsentativ und zugleich wegweisend für das Amateurtheater ist.

Aus der Laudatio unseres hochgeschätzten Kollegen Stefan Fichert, der gemeinsam mit Tristan Vogt die Jury in der Sparte „Figurentheater“ bildete:


[Es sind vor allem] die Hauptfiguren, die die Einzigartigkeit dieser Inszenierung ausmachen: Witzige, mechanische Wunderwesen. Hier zeigt sich exemplarisch der Zauber des Figurentheaters, die Möglichkeit nämlich, die Dinge beim Wort zu nehmen: Der Entdecker und Berechner des vermeintlichen Untergangs, Virmula, der Astronom, ist ein kugelgelagertes Observatorium samt Teleskop als Kopf. „Meisterlich“, der Oberbeamte, ist ein rollender Stempel – und er stempelt lautstark, um seinen Worten Gewicht zu verleihen. […] Und besonders köstlich: der immer leicht alkoholisierte, mit Wiener Akzent philosophierende Kellner, der Einzige, der in diesem Untergangs-Szenario einen kühlen Kopf bewahrt, ist er doch – der Kopf! – eine gefüllte Glasflasche, die wie eine Richtantenne die absurde Szene abscannt. Sie alle agieren auf ihre beschränkte, kleinbürgerliche, ihren konventionellen Denkmustern verhaftete Art vor der Folie des Undenkbaren, der bevorstehenden Apokalypse.

OBERKELLNER, Oberkellner

Das sind alles köstliche Ideen, originelle Skulpturen, aber, und das ist das Entscheidende: sie müssen als Theaterfiguren funktionieren, und genau das tun sie. Keines dieser Wesen hat Beine, kaum Arme, auch keine Köpfe im konventionellen Sinn. Irgendwie schrammen, rollen, radeln sie vor den Füßen ihrer (Puppen-)Führer über den Bühnenboden. Aber sie alle können schauen, können sich in ihre nicht vorhandenen Augen blicken, und sie können in ihren Bewegungen exakt ihren Charakter abbilden. Trotz, oder vielleicht gerade wegen des hohen Maßes an Abstraktion sind sie so überzeugend – und so witzig!

 

Wir bedanken uns sehr herzlich und gratulieren gleichzeitig den weiteren Preisträgern (Neuburger Volkstheater — Mundarttheater; ’s Bredl München — Boulevardtheater; LSK Theater Mainburg — Schauspiel; Theater am Stadtwald Dachau — Kinder-/Jugendtheater sowie den Zweitplatzierten).


Bei der Verleihung des Schwabinger Kunstpreises 2004 an das Kleine Spiel fragte die Laudatorin: Wie schafft man es, über 50 Jahre ein Geheimtipp zu bleiben? Diese Frage kann man heute getrost auf 70 Jahre erweitern, denn unvermindert gilt: Das Kleine Spiel ist ein Geheimtipp, Das Kleine Spiel ist Kult.
(Stefan Fichert)

 

Zeitgleich zur Preisverleihung hat das Kleine Spiel in einer Koproduktion mit Puppets in Minutes und dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper auf der Festspiel-Nacht in den Fünf Höfen die Opern-Festspiel-Saison eingeläutet.